Freitag, 17. Juli 2015

Tag 24 04:02 - 04:02 (11.07.-12.07.)

Kommen wir direkt zu den wichtigsten Dingen:

Der Vater meiner Mitbewohnerin kommt mit seiner Freundin und seinem Hund zu Besuch. Kaum zu glauben, aber der Hund hat Durst. Ich stelle ihm eine Schüssel mit Wasser vor die Nase, der Hund verteilt das Wasser in der gesamten Küche und ist sichtlich erfrischt. Jetzt bin ich ein wenig neidisch.

Ich tippe weiter fleißig an meinem Roman, während der Hund mir Gesellschaft leistet - meine Mitbewohnerin ist mit ihrem Vater unterwegs. Als sie zurückkommen, fragen sie mich, ob ich mitkommen möchte auf das Musikfest. Ich wusste nicht einmal, dass eines stattfindet, sonst wäre ich schon lange dort gewesen.

Doch leider, leider ist das Fest schon vorbei, als wir auftauchen, also beschließt der Vater meiner Mitbewohnerin, etwas essen zu gehen. Oh weh.
"Ana, was isch due?" Ehm...
"Ich mache Ramadan."
"Ein Arbeitskolleg von mir au, bisch du Türkin?" Seufz. "Aber was tringe tusch trotzdem oda?" Seufz. Ich schüttele den Kopf.
"Ja warum machsch des?"
"Es geht mir darum zu zeigen, dass wir Menschen toleranter sein müssen und rspektvoller miteinander umgehen."
"Aha. Ja des isch ja Quatsch. Dann bisch jetzt die Ramadana."
Die drei holen sich Essen und Getränke.
"Ja stört dich jetzt des net, dass mir esset und du zusiäsch?"
"Nein, das ist ok. Deine Tochter raucht auch vor mir und es stört mich nicht."
So geht das noch ein wenig weiter, wir unterhalten uns über Arbeit und Alltag, dann gehen wir zurück nach Hause. Ein Mann läuft an dem Hund vorbei und sagt: "Des isch aber ä Hübsche." Da antwortet der Vater: "Net so wie dei Frau, die schaut aus wie ä Sack Muschle."
Wir kugeln uns vor Lachen. Nein, denke ich, das darf ich nicht!

Ich schicke meiner besten Freundin ein Lied, dass ich auf Facebook entdeckt habe. "Lieblingsmensch" von Namika und sage ihr, dass ich dabei an sie denken musste.  Sie sagt mir, dass ich auch ihr Lieblingsmensch sein. (Och wie süß). Irgendwann sagt sie, wenn ich jetzt wegziehe, dann lerne ich bestimmt neue Menschen kennen. (Bezweifle ich) Und dass sie mir das gönnt, aber wenn ich dann jemanden kennenlerne, der meine hohen Ansprüche erfüllt, das fände sie dann nicht so gut. Wir lachen beide. Aber wir wissen auch beide, dass ich keine neuen Menschen kennenlernen werde - das wäre höchst untypisch für mich eigenbrötlerischen Einzelgänger, neue Freunde kennenzulernen. Moralisch gesehen kommt sie noch am ehesten an das heran, was ich von Menschen erwarte und bislang haben mich alle anderen nur enttäuscht. Wozu also mit anderen Menschen rumhängen? Das ist mir viel zu anstrengend, ihnen vorzuspielen, dass es mich interessiert, wann sie Big Brother geschaut haben oder was gerade bei dem Bachelor so abläuft.

Abends gehe ich noch mit ebenjenem Freund (es sind immer die selben, mit denen ich etwas unternehme, wie euch sicher schon aufgefallen ist - das liegt daran, dass ich höchst selektiv geworden bin, was Freunde angeht) und seinem Cousin etwas trinken. Eine Abonnentin (ich gehe davon aus, dass es eine Dame ist) hat mir den Rat gegeben, langsamer zu essen. Hab ich versucht. Ich habe für meinen Salat diesmal stolze 12 Minuten gebraucht. Jedenfalls fühle ich mich ausnahmsweise nicht so vollgestopft wie sonst. Ich erzähle besagtem Freund, dass es auf Facebook eine Gruppe gibt, die "Singen sagt Nein zum Asylheim" heißt und braune Parolen verbreitet. Daraufhin habe ich mich der Gruppe "Singen sagt JA zu Flüchtlingen" angeschlossen. Er sagt: "Wie gut, dass ich nicht mehr auf Facebook bin". Sein Cousin sagt: "Noch mehr Schmarotzer, die unser Geld wollen." Na toll, da ist der kleine aber bei mir an der richtigen Adresse. Wir laufen gerade an einem der Flüpchtlingsunterkünfte vorbei (und ganz ehrlich - den Namen haben diese Baracken nicht verdient) und sage: "Ich werf' dich den Flüchtlingen gleich zum Fraß vor, wenn du so einen Unsinn verzapfst!" Er blökt herum, ich hole Luft, da sagt mein Kumpel: "Kein Streit heute Abend!" Ich koche innerlich und unterdrücke es, ihm zu liebe. Ansonsten würde ich diesen kleinen Dummschwätzer so dermaßen zerpflücken, dass er (um es mal mit Illos Worten zu sagen) "an Wunder statt an Techno oder Goa glaubt":

Der restliche Abend verläuft in geregelten Bahnen. Als der Cousin erzählt, dass er bei der freiwilligen Feuerwehr arbeitet, steigt er ein klein wenig in meiner Achtung. Auf dem Heimweg fällt mir allerdings auf, dass er auffallend oft versucht, mich zu berühren. Sowas mag ich überhaupt gar nicht. Alle Achtung, die er durch die Feuerwehr-Sache erworben hat, ist soeben wieder flöten gegangen.

Dann trinke ich noch ein wenig Wasser gegen den Brand und gehe schlafen. ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen