Freitag, 17. Juli 2015

Tag 29 04:02 - 21:24 (16.07.)

04:03 und ich habe Durst. Was stimmt denn nicht mit mir?

Um 9 Uhr morgens stehe ich auf, um meine Mitbewohnerin zum Zug zu bringen. Sie fragt, ob ich mit will. Nun, als moralische Unterstützuung... zu tun hab ich auch nichts... warum nicht. Sie sagt: "Heute ist der 16. oder?" Joah, wieso? Sie legt zwei Flaschen Hugo in den Kühlschrank und sagt: "Heut Abend ist es vorbei mit der Fasterei. Ich habe auch gefastet..." (Ich denke: aha?) Sie: "Alkohol!" Ich lasse irgendwo mein Handy liegen. Hilfe - wo ist mein Henndi? (kleiner Seitenhieb für die Wissenden).

Wir müssen beide lachen und machen uns auf den Weg zum Zug (ich schwitze ein wenig). Sie hat ein hübsches neues Oberteil an - das bedauerlicherweise Schweißflecken produziert. Überall. Sichtbar. Am Bahnhof angekommen sprinte ich los zu H&M, um ihr ein Unterziehshirt zu holen (ich schwitze ein wenig mehr). Die Kasse ist voll - also gut, da steht eine Person vor mir - ich bitte die Dame, mich vor zu lassen und erkläre ihr die Situation (der Zug kommt gleich). Dann sprinte ich zurück, so schnell mich meine Flip Flops tragen (also äußerst langsam). Wir steigen in den Zug, sie zieht sich um (ich schwitze ganz furchtbar doll).

Mir ist ein wenig schwindelig. Zu viel Wasser Verlust. Wir lesen und lesen uns gegenseitig Textstellen vor. In der Stadt sind überall Menschen (auch ein bisschen stinkende). Sie trinken und Essen und ich denke: "Hah! Ab morgen darf ich das auch wieder, ätsch!"

Auf dem Rückweg haben wir einen Aufenthalt von 45 Minuten, wir gehen in ein Café. Was wir denn wollen? Ich bestelle eine Flasche Wasser zum mitnehmen - Iftar fällt (und das ausgerechnet heute) auf einen Zeitraum, wenn wir gerade unterwegs nach Hause sind und ich bin mir sicher, wenn ich um 21:24 Uhr nichts zu trinken bekomme, werde ich äußerst pisig (ramadan karim hin oder her). Neben uns sitzen Menschen (die stinken doll). Im Zug sitzen noch mehr Menschen um uns herum (die noch mehr stinken - wir riechen kurz an uns und stellen fest, dass wir es nicht sind).

21:24 trinken... Wasser - kostbares Wasser. Zu Hause koche ich, meine Mitbewohnerin kauft noch einige Dinge ein. Eigentlich sollte das ein großes Fest sein (der Freund ist beleidigt, warum ich ihn nicht eingeladen habe - ganz einfach "du gehörst zu den wenigen Menschen in meinem Leben, die immer ungefragt auftauchen dürfen und ich freue mich darüber." Wir holen das nach, versprochen!).


Tag 28 04:02 - 04:02 (15.07.-16.07.)

Je vous ai compris. Das sagte De Gaulle, bevor er in Algerien einfiel und alle abschlachtete. Als ich mit dem Experiment begann, hätte ich nie gedacht, dass ich so viele Menschen damit erreichen würde. Ich wollte nur meinen Freunden und den Menschen um mich herum zeigen, dass Toleranz und Respect etwas ist, das wir lernen können. Dass, wenn wir mit offenem Geist durch die Welt gehen, freundlich und respektvoll, wir eine bessere Gemeinschaft aufbauen können.

Doch mit dem Moment, mit dem ich begann, hatte ich Schwierigkeiten mit Aussagen wie: "viel Spaß beim konvertieren zum Islam, warum machst du das, das ist dumm, es ist gefählrich, es ist ungesund". Leute, wenn ihr mich kennen würdet hättet ihr gewusst, dass mich das nur noch stärker macht und mich dazu bringt, das durchzuziehen.

Warum sind so viele Menschen um mich herum so engstirnig? Bin ich auch so? Also begann ich mit meinen Recherchen, sprach mit Christen und Muslimen und erhielt nach und nach alle wichtigen Informationen, die ich benötigte.

"Du darfst nicht trinken?" Nee.
"Überhaupt nicht?" Nee.

Und nachdem ich der 20sten Person erklärt hatte, wofür ich das Experiment machte, dass ich nicht religiös sei, weder muslimisch noch christlich, dass ich das tat, um den Menschen die Augen zu öffnen - bekam ich mehr und mehr positive Resonanzen. Ihr habt mir Mut gemacht, fortzufahren, manche wollten nicht essen oder trinken, nicht rauchen vor meinen Augen. Ihr habt euch wirklich Gedanken gemacht und euch für das was ich tue und sage interessiert. Danke dafür!

Ich werde nicht lügen: ich habe euch noch nicht vollständig verstanden. Ich bete nicht. Ich glaube an den Geist eines jeden einzelnen. Ich glaube, dass wir alle die Fähigkeiten dazu haben, ein guter Mensch zu sein und andere Menschen unabhänig einer Hautfarbe, Religion oder Behinderung zu respektieren. Aber dazu bracuehn wir mehr Verständnis. Wir müssen wieder eins werden - wir sind eine menschliche Rasse, aber wir müssen es auch begreifen. Auf dass eines Tages jeder von uns sagen kann: "Ich habe euch verstanden" und jeglicher Krieg vorbei ist.

Tag 27 04:02 - 04:02 (14.07.-15.07.)

Es ist der vor vorletzte Tag. Seien wir erhlich, ich hatte nicht gedacht, dass ich es (fast) durchstehen würde.

Ein Freund eines Freunde bat mich, den Blog auf Englisch zu schreiben. Wir traten in Kontakt und er wollte meine Beweggrunde wissen, welche er wiederum mit seinen Freunden teilen möchte. Ich habe mir sein Profil auf Facebook angesehen und bin beeindruckt von seiner Weltoffenheit und seiner kritischen Betrachtungsweise. Ein guter Mensch, dem ich sehr für neue Einsichten zu danken habe.

Es läuft im Fernseher eine Folge von Criminal Minds. Ein Mann aus Bagdad, ein Hafi (jemand, der den Koran vollstandig aus dem Gedächtnis rezitieren kann und sein Leben dem Islam gewidmet hat) ist Anführer einer Terrorzelle (wer sonst als der böse böse Moslem). Doch der Verhaltensanalytiker sagt einige sehr interessante Dinge. Unter anderem etwas ähnliches wie: das Böse hält sich nicht an Religionen und Ethnien.

Heute habe ich wirklich stark an meinem Vorhaben gezweifelt. Ein Freund sagte mir, es bringe nichts, ich könne nichts ändern. Ich würde mich nur selbst kaputt machen. Ich war so geladen, so verzweifelt - ich habe so viele Ideen und Visionen. Ich möchte nach Palästina und vor den kämpfenden Männern sprechen, beginnen mit "Söhne Abrahams". Auf einem Marktplatz stehen und alle engstirnigen Menschen zeigen, dass wir alle das selbe rote Blut haben.

Mit Angst und Hass und Terror erreicht man viel mehr Menschen, als mit friedlichen Worten. Auch wenn ich darüber nachgedacht habe. Ich werde diesen Weg weiter gehen.

Tag 26 04:02 - 04:02 (13.07.-14.07.)

Es ist unglaublich langweilig bei meinen Eltern. Wir sehen den ganzen Tag fern und ich bin schockiert über die Sex-Werbung zum Mittag (siehe anderer Blog).

Natürlich kommen auch Nachrichten über Griechenland und über die Flüchtlinge dort, dass die Flüchtlinge kein Wasser bekommen und keine Nahrung und in unmenschlichen Einrichtungen leben müssen. Dass Griechen vor leeren Regalen im Supermarkt stehen und die Banken kein Geld herausrücken. Dass es keine Medikamente gibt und die Krankenhäuser nicht wissen, wohin mit den kranken Menschen.

Ich rufe meine Großmutter an. Sie sagt, das sei alles Unsinn. Ob denn hier in Deutschland Samstag oder Freitag Abends die Regale in den Supermärkten nicht leer seien? (Oh doch. Mittags schon, die haben alle Angst, dass sie übers Wochenende verhungern). Ob denn auch genannt wird, wie viele Flüchtlinge täglich auf die Inseln geschifft werden? (Nein...?) 150-200 pro Tag. Was denn die Leute denken, wo wir mit denen hin sollen? Dass Griechenland eine eigene Insel als Auffangstation bereitstellen will und dass es dann sicher Mord und Totschlag gibt! (na Oma ich weiß ja nicht...). Und dass sie täglich 60 Euro abheben darf, ihr Geld sei noch da, aber die Banken wollen nicht zusammenbrechen, wie das letzte Mal (verständlich). Und Medikamente sind alle da, die Apotheken haben alles, die Krankenhäuser haben alles, (okok ich hab'S verstanden). Und woher denn die Flüchtlinge Markenklamotten und Handy haben (Oma, die haben ihre Familie zurückgelassen, die wollen mit ihnen in Kontakt bleiben, dazu braucht man ein Telefon und die Klamotten sind meistens Spenden). Ja aber das seien doch gebildete junge Männer, wo sind denn die Familien, die Frauen und Kinder (Oma, die müssen durch die Wüste und über das Meer in Karawanen und Schlauchbooten, wie sollen Kinder das überleben?). Und Geld haben sie, die zahlen 5000 Euro, damit sie hier her können (Oma, da wird einer aus dem Dorf gewählt und das ganze Dorf und Freunde und Familie geben denen Geld, damit sie hier ein besseres Leben finden!). Überhaupt können die doch Englisch, wenn die Reporter kommen, wenn die so arm sind, wieso können die Englisch? (Oma, die Bauern und die Armen, die weniger gebildeten Leute, die Feldarbeiter sind doch politisch gänzlich uninteressant, wieso sollte man die denn verfolgen? Natürlich werden nur die gebildeten...) sie müsse jetzt auflegen, der Pfleger sei da. Mhm. Ok. Also die Argumente scheinen in jedem Land die gleichen zu sein... Wobei ich zugeben muss, dass 200 neue Flüchtlinge pro Tag heftig für eine kleine Insel sind. Meine Heimatinsel hat z.B. nur 13000 Einwohner - da sind 200 Flüchtlinge schon (grübel) eine Menge Prozent, oder? (Ja, Mathe ist nicht meine beste Freundin).

Nun gut, dass die Medien lügen ist nichts Neues, oder? Das wissen wir doch alle. Dass die Reporter auch mal Geld für ein gutes Bild springen lassen, weiß man spätestens seit dem Foto der Amis, auf dem ein Matrose eine Frau küsst. Das Foto ist weltbekannt geworden - doch im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass die beiden sich nicht kannten und Geld für das Bild bekommen haben. Vielleicht hat man gar dem Supermarkt Geld gegeben, wenn sie die Regale ausräumen. Vielleicht haben sie den Flüchtlingen Geld gegeben, wenn sie sagen, dass sie unter furchtbaren Gegebenheiten leben müssen. Und wer weiß, was man den Syrern versprochen haben, hier in Europa zu finden - Gold auf den Gehwegen doch stattdessen finden sie Tritte in den Hintern und Ausbeuterjobs für 400 Euro schwarz im Monat (und DAS weiß ich, weil ich einen kenne, der 6 Tage die Woche 10 h am Tag arbeitet und davon gerade so seine Miete zahlen kann - den Schleppern schuldet er noch 8000 Euro und mit seiner Familie hat er schon ewig nicht gesprochen).

Was sind wir nur für eine Gesellschaft geworden, in der wir zulassen, so manipuliert zu werden?

Tag 25 04:02 - 04:02 (12.07.-13.07.)

Ich hole meine Mitbewohnerin von der Arbeit ab und laufe an einer Eisdiele vorbei. Mein Blick fällt auf einen äußerst gutaussehenden jungen Mann. Kurz überlege ich, ob ich ein Eis bestellen und verschenken soll, nur, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ich laufe ins Hotel und sage zu ihr und einer gemeinsamen Freundin: "ihr wollt doch sicher ein Eis?" Nee eigentlich haben sie eher keine Lust drauf, so. "Doch ihr wollt jetzt ein Eis" sie schauen mich verblüfft an, da sage ich: LDa arbeitet so ein hübscher Mann..." also gut. wir gehen hinein, er bedient gerade, sieht mich und sagt "buongiorno". Ich antworte auf italienisch, er frag, ob ich Italienerin sei, ich sage nein, Griechin. Er meint, ich hätte ein italienisches Gesicht, die Freundin holt Eis und wir gehen, er winkt mir freundlich zu. "Hast du dem jetzt gewunken?" fragt meine Mitbewohnerin. "Na er hat doch angefangen" (ja. Witzig, nicht?) sie sagt frostig: "er steht wohl auf dich" - wie kommt es dann, dass diese Männer heutzutage nicht nach der Telefonnummer fragen?

Links sitzt ein Herr um die 50 und hält ein Schild: Wohnung verloren, bitte um Hilfe"
"Na, Alterchen, erzähl mir deine Geschichte" sage ich, während ich mich neben ihn setze.
Seine Eltern sind gestorben, er war arbeitslos, Haus könnte nicht bezahlt werden. Er riecht stark nach Alkohol.
"Pass auf, ich hab Skrupel, dir Geld zu geben. Ich hol dir gern etwas zu Essen und zu Trinken."
Gegessen habe er schon, zu Trinken habe er noch.
"Wie wäre es mit Eis?" ja, ein Eis nimmt er gern.
Wie er denn heißt? (Meine Mitbewohnerin ist frostigerweise schon lange verschwunden). Werner.
"Also Werner, ich gebe dir 5 Euro. Damit holst du dir dort vorne ein Eis, ich pass hier auf deine Sachen auf, was übrig ist, darfst du behalten." er freut sich. Dann fällt mir der schöne Jüngling ein, ich trage Werner noch auf, die Telefonnummer anzugreifen. Er kehrt mit Eis und ohne Nummer zurück. "Er sagte, er kann nicht gut deutsch, er wollte wohl nicht." Tant pis. Dann nicht.
"Wie sehen deine Pläne aus?" Er will nach Österreich. Vermutlich will er nur Alkohol. Dann erinnere ich mich an einen Satz einer Freundin aus Berlin: "du weißt nicht, was er in seinem Leben erlebt hat. Wenn er trinken will, kannst du das nicht ändern. Und wenn das alles ist, was er noch will, dann lass ihn."
Ich wünsche ihm alles gute und in dem Moment ruft meine Mitbewohnerin an, ob sie auf mich warten soll. Ich hole sie ein und wir laufen gemeinsam nach Hause.

Da ich demnächst weg ziehen werde, verschenke ich einige meiner Möbel und Kleidung. Ein Bild wird nach nur 5 Minuten von einem Herrn beansprucht. Ich schaue auf sein Profil: damaskus. Dann geht es zumindest in Hände, die es brauchen. Ich sage ihm zu und schreibe, dass ich bis 8 Uhr Zeit habe, danach geht es zum Iftar zu meinen Eltern, er schreibt, er komme vorbei, ich: Tamam.

Bild ist weg, Mitbewohnerin pissig (warum auch immer kann ich nicht aus ihr herausbringen) und ich mache mich aus dem Staub (soziallegastheniker und Parasit sind nur erträglich, wenn Mitbewohnerin gut drauf-sonst geh ich lieber)

Bei meinen Eltern gibt's Salat. In 20 minuten zubereitet, in 10 gegessen. Naja. Ich habe es versucht :)

Tag 24 04:02 - 04:02 (11.07.-12.07.)

Kommen wir direkt zu den wichtigsten Dingen:

Der Vater meiner Mitbewohnerin kommt mit seiner Freundin und seinem Hund zu Besuch. Kaum zu glauben, aber der Hund hat Durst. Ich stelle ihm eine Schüssel mit Wasser vor die Nase, der Hund verteilt das Wasser in der gesamten Küche und ist sichtlich erfrischt. Jetzt bin ich ein wenig neidisch.

Ich tippe weiter fleißig an meinem Roman, während der Hund mir Gesellschaft leistet - meine Mitbewohnerin ist mit ihrem Vater unterwegs. Als sie zurückkommen, fragen sie mich, ob ich mitkommen möchte auf das Musikfest. Ich wusste nicht einmal, dass eines stattfindet, sonst wäre ich schon lange dort gewesen.

Doch leider, leider ist das Fest schon vorbei, als wir auftauchen, also beschließt der Vater meiner Mitbewohnerin, etwas essen zu gehen. Oh weh.
"Ana, was isch due?" Ehm...
"Ich mache Ramadan."
"Ein Arbeitskolleg von mir au, bisch du Türkin?" Seufz. "Aber was tringe tusch trotzdem oda?" Seufz. Ich schüttele den Kopf.
"Ja warum machsch des?"
"Es geht mir darum zu zeigen, dass wir Menschen toleranter sein müssen und rspektvoller miteinander umgehen."
"Aha. Ja des isch ja Quatsch. Dann bisch jetzt die Ramadana."
Die drei holen sich Essen und Getränke.
"Ja stört dich jetzt des net, dass mir esset und du zusiäsch?"
"Nein, das ist ok. Deine Tochter raucht auch vor mir und es stört mich nicht."
So geht das noch ein wenig weiter, wir unterhalten uns über Arbeit und Alltag, dann gehen wir zurück nach Hause. Ein Mann läuft an dem Hund vorbei und sagt: "Des isch aber ä Hübsche." Da antwortet der Vater: "Net so wie dei Frau, die schaut aus wie ä Sack Muschle."
Wir kugeln uns vor Lachen. Nein, denke ich, das darf ich nicht!

Ich schicke meiner besten Freundin ein Lied, dass ich auf Facebook entdeckt habe. "Lieblingsmensch" von Namika und sage ihr, dass ich dabei an sie denken musste.  Sie sagt mir, dass ich auch ihr Lieblingsmensch sein. (Och wie süß). Irgendwann sagt sie, wenn ich jetzt wegziehe, dann lerne ich bestimmt neue Menschen kennen. (Bezweifle ich) Und dass sie mir das gönnt, aber wenn ich dann jemanden kennenlerne, der meine hohen Ansprüche erfüllt, das fände sie dann nicht so gut. Wir lachen beide. Aber wir wissen auch beide, dass ich keine neuen Menschen kennenlernen werde - das wäre höchst untypisch für mich eigenbrötlerischen Einzelgänger, neue Freunde kennenzulernen. Moralisch gesehen kommt sie noch am ehesten an das heran, was ich von Menschen erwarte und bislang haben mich alle anderen nur enttäuscht. Wozu also mit anderen Menschen rumhängen? Das ist mir viel zu anstrengend, ihnen vorzuspielen, dass es mich interessiert, wann sie Big Brother geschaut haben oder was gerade bei dem Bachelor so abläuft.

Abends gehe ich noch mit ebenjenem Freund (es sind immer die selben, mit denen ich etwas unternehme, wie euch sicher schon aufgefallen ist - das liegt daran, dass ich höchst selektiv geworden bin, was Freunde angeht) und seinem Cousin etwas trinken. Eine Abonnentin (ich gehe davon aus, dass es eine Dame ist) hat mir den Rat gegeben, langsamer zu essen. Hab ich versucht. Ich habe für meinen Salat diesmal stolze 12 Minuten gebraucht. Jedenfalls fühle ich mich ausnahmsweise nicht so vollgestopft wie sonst. Ich erzähle besagtem Freund, dass es auf Facebook eine Gruppe gibt, die "Singen sagt Nein zum Asylheim" heißt und braune Parolen verbreitet. Daraufhin habe ich mich der Gruppe "Singen sagt JA zu Flüchtlingen" angeschlossen. Er sagt: "Wie gut, dass ich nicht mehr auf Facebook bin". Sein Cousin sagt: "Noch mehr Schmarotzer, die unser Geld wollen." Na toll, da ist der kleine aber bei mir an der richtigen Adresse. Wir laufen gerade an einem der Flüpchtlingsunterkünfte vorbei (und ganz ehrlich - den Namen haben diese Baracken nicht verdient) und sage: "Ich werf' dich den Flüchtlingen gleich zum Fraß vor, wenn du so einen Unsinn verzapfst!" Er blökt herum, ich hole Luft, da sagt mein Kumpel: "Kein Streit heute Abend!" Ich koche innerlich und unterdrücke es, ihm zu liebe. Ansonsten würde ich diesen kleinen Dummschwätzer so dermaßen zerpflücken, dass er (um es mal mit Illos Worten zu sagen) "an Wunder statt an Techno oder Goa glaubt":

Der restliche Abend verläuft in geregelten Bahnen. Als der Cousin erzählt, dass er bei der freiwilligen Feuerwehr arbeitet, steigt er ein klein wenig in meiner Achtung. Auf dem Heimweg fällt mir allerdings auf, dass er auffallend oft versucht, mich zu berühren. Sowas mag ich überhaupt gar nicht. Alle Achtung, die er durch die Feuerwehr-Sache erworben hat, ist soeben wieder flöten gegangen.

Dann trinke ich noch ein wenig Wasser gegen den Brand und gehe schlafen. ;)

Tag 23 04:02 - 04:01 (10.07.-11.07.)

Hallo liebe Leser und Leserinnen.

Zunächst einmal vielen lieben Dank an alle, die mich unterstützt haben und mitlesen. Und ein kleines Entschuldigung dafür, dass ich heute vermutlich ziemlichen Stuss absondern werde - ich habe mega Kopfschmerzen (vom Wetterwechsel schätze ich) und es ist jedesmal ein mentaler Kraftakt, die Tage auseinander zu halten, denn ich schreibe einen Tag retrospektiv - ich habe mir zwar mittlerweilen einen schönen Kalender zugelegt und notiere immer Stichwörter, es hindert mich aber nicht daran, Dinge zu verwechseln.

Meine Mitbewohnerin hat mittlerweile Frühschicht - ich bringe sie also morgens um halb sechs zur Arbeit (mein Wecker klingelt übrigens morgens wieder um 03:30, damit ich trinken kann). Mein Darm grummelt ganz furchtbar. Da ich ein paar Tage nicht auf der Toilette war, habe ich in der Nacht eine ganze Packung getrocknete Feigen verdrückt. Ich schaffe es glücklicherweise rechtzeitig nach Hause.

Und in der Tat ist die Muse zu mir zurückgekehrt und ich schreibe 12 Seiten meines Romans. Dann lege ich mich kurz hin - nach zwei Stunden gebe ich den Schlaf auf, da meine Nachbarn mal wieder unglaublich leichtfüßig sind, gehe duschen und laufe los, um meine Mitbewohnerin wieder abzuholen.

Unterwegs begegnet mir eine Braut mit blauen Haaren. "Huch" denke ich so bei mir. "Wie seltsam" und ihr nach folgen: Spiderman, der Joker, der Pinguin, Superman und ich fange an zu kichern. Sehr schön. Sowas will ich auch mal machen.

Auf dem Rückweg holen wir uns noch Tickets für "Ein Sommernachtstraum". Und ich habe heute einen wahnsinnigen Hunger. Er ist unerträglich, wirklich.

Abends laufen meine beste Freundin, der euch nun schon bekannte Freund und ich an einem Restaurant vorbei. Vor der Tür steht ein äußerst griesgrämiger Mann. Einer von denen, deren Mundwinkel schon verraten, dass er kein einfacher Mensch ist - sowie seine Partnerin. Lauthals meckert er: "Ich versteh das mit dem Ramadan nicht. Was soll denn das? Und nichts trinken den ganzen Tag!" Ich bleibe stehen und starre die beiden an. Er dreht sich weg und sagt: "Nichtmal darüber reden darf man hier" (meckermeckermecker).

"Wenn Sie möchten, erkläre ich Ihnen das gerne mit dem Ramadan." Er will schon wieder ausholen, doch dann flüchtet er lieber. Seine Frau/Partnerin allerdings unterhält sich nett mit mir, während er um uns herumtigert. Hin und wieder höre ich ein: "moslem" oder "blöder Islam". Dann sage ich: "Wissen Sie, Menschen wie Sie sind der Grund, warum ich das mache. Ich bin keine Muslima. Ich glaube an keinen Gott. Aber ich respektiere jeden Menschen. Es geht hier um viel mehr, als das, was Sie sehen wollen. Wieso befassen Sie sich nicht einfach mal mit der Materie, bevor Sie lauthals herausschreien, dass Sie es nicht verstehen? Warum tun Sie da nichts dagegen?" Darauf weiß er auch keine Antwort. Wir gehen weiter, nachdem ich Ihnen genug Zeit gegeben habe, sich Gedanken zu machen, ob sie kontern möchten. Möchten sie nicht. Und ich glaube, dass ich meinen Freunden peinlich bin.

Tag 22 04:02 - 04:01 (09.07.-10.07.)

Meine Mitbewohnerin kommt auf die grandiose Idee, nach dem Besuch ihrer Großmutter in die Therme zu gehen. Das Wetter ist ohnehin nicht das beste und dort ist es wenigstens warm. Außerdem haben wir noch einige Gutscheine.

Ja ich weiß, das dürfte ich eigentlich nicht, während des Ramadan - schwimmen gehen. Aber als Frau dürfte ich sowieso nicht im Bikini schwimmen gehen als strenggläubige Muslima - und mir ist unglaublich langweilig. Wir betreten die Sauna, da sagt ein Mitarbeiter zu mir, ich müsse hier nackt sein. Was? Niemals! Fluchtartig verlasse ich den Bereich wieder, meine Mitbewohnerin wollte sich das zwar unbedingt ansehen, weil es renoviert wurde, aber das ist es mir nicht wert. Mein Körper ist doch kein Kunstobjekt, das von Fremden begafft werden kann!

Wir gehen im warmen Wasser entspannen. Schwimmen. Paddeln von eiem Massagestrahl zum nächsten. Dann sage ich: "Du. Mir ist langweilig. Wir sind doch sicher schon 2,5 Stunden hier?" Sie schaut auf die Uhr und seufzt. "Nein. Es ist nicht einmal eine". Am Beckenrand gehen die Massageströme wieder los und überall sehe ich knutschende Pärchen. Ich bin mir nicht sicher warum, aber es ist ekelerregend. Es sind nicht einfache Küsse auf den Mund. Es sind jene lauten, schmatzenden, die Mandeln des anderen erkundenden, Zungenküsse. Haben die kein Zuhause? Wir lästern eine Weile über dieses schamlose Pärchenvolk und beschließen dann, ins Solarium zu gehen. 16 Minuten später habe ich endlich mal eine dem Sommer entsprechende Hautfarbe. Bis auf den Po. Der ist weiß. Elfenbein. Oder ... cremefarben. Ja das passt. Cremefarben.

Auf dem Heimweg noch mehr Hollywood-Kuss-Schmatzende Menschen. Widerlich. Sowas habe ich nie gemacht. Dafür gibt es ja wohl Schlafzimmer. Hallo??? ES IST RAMADAN! :)

Tag 21 04:00 - 04:01 (08.07.-09.07.)

Die Oma meiner besten Freundin liegt wegen Kaliummangels im Krankenhaus. Erscheint mir fast wie ein böses Omen - sie hatte zu wenig Flüssigkeitszufuhr.

Der Freund, mit dem ich am City Fest war und meine beste Freundin wollen heute Abend mit mir das Fasten brechen. Wir wollen in ein Türckisches Restaurant, das Defne heißt und hervorragende Mundpropaganda genießt. Als wir dort ankommen ist es bereits 20:10 Uhr - viel zu spät. Das Restaurant ist bereits voll und als wir hinein gehen sagt uns der Kellner, dass wir noch warten müssen, momentan sei alles reserviert. Da Iftar dann auch richtig gefeiert wird, werden vermutlich allzu schnell auch keine Tische frei. Beim hinausgehen sagt er, er könne uns in 15 Minuten einen Tisch geben, da hätte eben erst jemand gezahlt. Ich frage nach der Uhrzeit, da will er wissen, ob wir Ramadan machen. "Ich schon". Er bringt uns die Karte, damit er das Essen vorbereiten lassen kann und ich pünktlich zu meinem Mampfi komme - das ist so herzergreifend und nett, am liebsten möchte ich ihn umarmen. Wir sitzen draußen und betrachten die Karte und entscheiden uns alle für ein Türkisches Wok Gericht. Ich gehe hinein und er sieht mich an, winkt mich zu sich und redet ohne Unterlass - allerdings verstehe ich ihn nicht. Nach dem gefühlt 20. Satz wird mir klar: das ist Türkisch. "Entschuldigung - ich kann kein Türkisch..." Achso, meint er und fragt, was wir essen wollen, dann schüttelt er den Kopf und teilt mir mit, dass er das türkische Wok Gericht nicht so schnell vorbereitet bekommt und wir dann lieber wo anders hin gehen sollen. Sehr schade. Ich sage: "Ich habe ja noch acht Tage Zeit" und wir verabschieden uns.

Draußen teile ich den anderen beiden die schlechte Nachricht mit und wir beschließen, Richtung Stadt zu laufen. Auf Höhe der Brücke kommt mir die Idee, zum Griechen zu gehen, der direkt an der Ecke ist. Gesagt, getan. Es wird Griechisch auf Griechisch bestellt, mit zwei Deutschen gegessen und Muslimisches Fasten damit gebrochen - das nenne ich Multikulturell.

Der Hahn im Korb erzählt uns, dass es in NRW die Warschauer Allee gibt - das ist die A2. Diese Autobahn führt von Polen nach Porta Westfalica und wurde deswegen so genannt - weil ein Altherrenverein einst dem Verkehrsminister schireb, die Straße solle so genannt werden. Man stelle sich das nur einmal vor: ein Rudel von Greisen Köpfen langweilt sich und fordert eine Neubenennung der Autobahn mit rassistischen Tendenzen - es ging ja um die Gastarbeiterwelle damals.

Des weiteren heißt dort eine Ortschaft - ich schreibe es mal, wie es gesprochen wird - "Koschtet".  Was haben wir gelacht. Steht ein Schwabe vor dem Ortseingang und sagt: "Kann i do nei?" - "S-koschtet!" Jegliche Wortwitze darf der gewillte Leser selbst eruieren. Und nun kommen wir zur Schreibweise: Costedt. Meine beste Freundin sagt: "Das wäre für den Briten hoch interessant" - brüllendes Gelächter.

Als wir gehen wollen, beginnt natürlich die Diskussion um Griechenland. Was ich gewählt hätte. Natürlich nein. Die beiden sind nicht begeistert und wir verfransen uns ein wenig in den politischen Irrgärten der noch bestehenden EU, verabschieden uns dann und begeben uns nach Hause. Das war ein schönes Iftar. Man hätte uns alle nach Hause rollen können.

Tag 20 03:58 - 03:59 (07.07.-08.07.)

Es ist recht ereignislos. Ich bringe meine Mitbewohnerin zur Arbeit und auf dem Heimweg höre ich laut Musik. Es überkommt mich, zu tanzen. Immer wieder tänzle ein paar Schritte und laufe dann wieder normal, durch den Park, über die Brücke. irgendwann ist der Drang derart stark, dass ich ihn nicht mehr unterdrücken kann und ich trainiere auf der Rheinbrucke. Stangen Übungen. Drehungen.

Irgendwann wird mir sehr schwindlig (nach nur 30 Minuten). Ich gebe auf und schwanke nach Hause. Das war zu heiß für Training ohne Wasser...

Tag 19 03:57 - 03:58 (06.07.-07.07.)

Heute früh war mein Urin dunkelorange. Ich glaub, das muss eigentlich anders sein, oder?

Gewichtszunahme: 2 kg - ist ja auch klar, wenn man keinen Sport mehr macht und abends Schokolade und Kohlehydrate in sich reinstopft. Ergo: back to basics, es wird wieder Sport gemacht und auf Kohlehydrate verzichtet.

Und ab und zu wieder ein Schluck Wasser getrunken, die Sache mit den Nieren scheint noch nicht ganz ausgestanden zu sein.  Meine Mitbewohnerin benötigt noch neue Schuhe aufgrund einer Verletzung am Fuß - da begegnet mir ein Freund aus Marokko. Er kommt auf mich zu und will mich umarmen ich rufe: "Spinnst du? Fass mich nicht an, es ist Ramadan!" Er dreht sich zu ihr um und meint: "Warum ist sie so streng?" Und sie grinst: "Das hat sie alles von dir" da lacht er herzlich und beteurt, das hätte ich sicher nicht von ihm. Nachdem ich meine Mitbewohnerin zur Arbeit gebracht habe, grüße ich ihre Kollegen und laufe wieder ganz langsam und gemütlich zurück zu besagtem Freund und wir gehen ein Stück miteinander.

Wir haben uns schon eine Weile nicht gesehen und er berichtet frei von der Leber weg, dass er nun verlobt ist. Ich bin baff - er kennt das Mädchen erst seit ein paar Monaten. "Ich bin Marokkaner, für mich gelten andere Regeln." Interessant. So einen will ich auch mal kennenlernen - in meinen dreißig Jahren habe ich es noch nicht zur Ehe geschafft, er macht das in 3 Monaten klar. Wahnsinn. Ich schweige, dann bitte ich ihn darum, meinen Blog zu teilen. Erneut die Frage, was ich damit bezwecke. "Weißt du - im Moment bin ich mir nicht sicher. Ich muss tagsüber ein wenig trinken, weil ich sonst Schmerzen habe - ich möchte aber, dass alle Menschen auf der Welt begreifen, dass es weder Rasse noch Religion gibt, die die Menschen trennen sollte, dass es allein Hetzkampagnen der Politiker und der Medien sind - aber ich stehe irgendwie allein. Ich will etwas erreichen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas erreiche - als würden die Meisten Augen und Ohren verschließen, wenn man versucht, ihnen die Wahrheit vorzusetzen." Er nickt und lacht. Ich habe noch keinen Menschen so viel lachen sehen, wie ihn, dann klopft er mir anerkennend auf die Schulter. Ich bitte ihn, meinen Blog zu teilen, damit mehr Menschen davon erfahren und ihn teilen und so weiter. Er sagt das zu - er ist Poet mit über 2000 Followern. Ich wünschte, ich hätte das auch.

Nach dem Iftar am Abend mache ich mich auf den Weg, meine Mitbewohnerin wieder abzuholen. Die Mädels schließen gerade die Terasse ab und ich helfe ihnen. "Wieso chillst du nicht, wenn du mal frei hast?" Ich zucke mit den Schultern - ich kann nicht zusehen, wenn andere arbeiten. Dann will ich helfen. Eine der Damen frotzelt, ich könne mir ein eigenes trinkgeld-Säckchen zulegen. Allerdings wird der Chef sicher wissen wollen, wer diese ominöse Tash ist. Sehr witzig. Wirklich. "Ziehst du das immer noch durch mit dem Ramadan?" Ich schwenke meinen Kopf hin und her und erzähle ihr von den Schwierigkeiten beim urinieren. Ich bin da ja schon vorbelastet - so etwas chronisch zu bekommen wäre ein Unding!

Der Marokkaner schreibt mir: "Also - ich werde ein paar Zeilen über dich schreiben. Wunder dich nicht, wenn dich dann alle heiraten wollen." Na geht doch. Man schreibe einen Blog, zerstöre seine Nieren und schon ist man verheiratet!

Tag 18 03:57 - 03:58 (05.07.-06.07.)

Da die Schmerzen gestern wieder weniger waren, kann ich heute auch wieder weniger trinken. Ich habe keine Lust, aus dem Haus zu gehen und verfolge dagegen gespannt weiter die Panikmache um den Grexit. Er wäre wünschenswert für Griechenland - aus diversen Gründen, die ich jetzt hier ungern breittreten möchte.

Jeder Post von Tsipras bekommt ein like. Seid stark, schreibt er. Wir müssen zusammenhalten, geeint und stark in die Freiheit. Immer schön war es so, dass die linke Gruppierung diejenige war, die verachtet wurde, aber am vorausschauenden dachte. Rechts hat, meines Wissens nach, bereits zwei mal nicht funktioniert. Weder bei den Deutschen noch bei den Italienern. Die linke war immer die Partei der Intellektuellen. Kein Krieg, sondern Revolution. Gemeinsam sind wir das Volk.

Wer schon einmal 1001 nacht gelesen hat, weiß, dass es im arabischen Raum (anhand der Ortsangaben müsste das Syrien die Ecke gewesen sein) auch einmal so war, dass alle in Frieden miteinander gelebt habem. Alle Rassen, alle Religionen. Auch zu Babel war es so (bis der Turm brach).

Wir waren einmal alle eins, alle Einzeller, alle erschaffen aus Erde. Egal welcher Theorie man folgt - wir haben alles vergessen. Vergraben unter Gehirnwäsche und Mediale Manipulation. Vielleicht finden wir irgendwann zurück.

Tag 17 03:56 - 03:57 (04.07.-05.07.)

Ein mehrstündiges Gespräch mit einem Moslem brachte mir über ihn folgende Erkenntnisse:

Er fastet nicht, weil er der Überzeugung ist, dass ein weiser Gott/Allah niemals den von ihm erschaffenen Menschen quälen oder ihn durch das Fasten krank machen würde. Er meint, dass der Mensch nun einmal Wasser braucht und der "Architekt des Menschen" das weiß. Außerdem tendiert er zum Tengrismus. Er hat erzählt, dass die Menschen in den Muslimischen Ländern darum bitten, während des Ramadan Wasser trinken zu dürfen. Und dass bereits viele daran gestorben sind. Und dass ich damit aufhören soll. Des weiteren erzählt er mir, wer in diesen Ländern nicht fastet, wird diskriminiert, obwohl es doch im Koran als freiwillig hinterlegt ist.

Nun gut, ich trinke momentan Wasser, damit meine Nieren nicht versagen - seien wir mal ehrlich, bei dieser Hitze kann man sowieso nichts essen.

Abends kommt ein Freund zu Besuch und wir gehen ein Eis essen. Während wir am See spazieren gehen und als Blutbank für die dort ansässigen Mücken dienen, fragt er, wieso ich nicht einfach schummle, denn das könne niemand nachprüfen. Das ist richtig - niemand würde es je erfahren. Doch warum schummeln die Moslems nicht? Weil sie Angst davor haben, dafür missachtet zu werden oder in die Hölle zu kommen. Dann erläutere ich ihm, dass all das nichts als eine Idee ist und ein damit verbundener Idealismus. Was hätte ich davon? Ich würde mich selbst belügen. Mein Experiment wäre gescheitert. Ich habe mir das nun einmal vorgenommen, mehr als die Hälfte der Zeit ist bereits rum und es geht mir gut - geistig und körperlich (die Schmerzen sind gerade minimal). Genau so hat ein Moslem (ein strengglaubiger) seinen Idealismus aus religiösen Beweggründen. Ein Pazifist aus moralischen usw. Es ist, als nähme man sich vor, jeden Tag einen Baum zu pflanzen. Man zieht das einfach durch.

Tag 16 03:53 - 03:52 (03.07.-04.07.)

GUten Tag, meine Lieben,

heute mit einiger Verspätung auf grund des schönen Wetters...

Das Brennen hat leider nicht nachgelassen und es ist bereits Morgens zu spüren. Ich muss also trinken - eine Niere ist zu teuer, um sie zu verlieren. Ich fahre also zu meiner Mutter und wir verbringen den Tag miteinander und essen Abends zusammen - sie bricht allerdings das Fasten nicht mit mir. Nun ja, eigentlich habe ich es bereits durch das Trinken gebrochen und ich müsste diesen Tag nun nachholen. D.h. auch die Tatsache, dass ich bis zum Iftar nicht gegessen habe, spielt keine Rolle - Ramadan ist Ramadan - wer trinkt, muss den Tag nachholen.

Über den Tag hinweg ist es dann doch besser geworden und Abends fahre ich meine Arbeitskollegin von der Arbeit abholen. Sie wollen noch ein Feierabend Getränk zu sich nehmen und fragen, ob ich auch etwas Sekt will - natürlich nicht. Ich trinke zwar Wasser, doch das dient einzig der Aufrechterhaltung meiner Nierenfunktion.

Wir unterhalten uns über Arbeitsbedingungen und  -moral, über Kollegialität und Krankheit und darüber, wie verpönt die Gastronomiebranche ist. Und wehe, jemand wird krank: in der Gastro ist es nämlich so üblich, trotz 40 Grad Fieber zur Arbeit zu erscheinen und eventuell eine chronische Bronchitis zu riskieren.

Eines der Mädchen stellt die Handtasche auf den Boden, da fragt meine Mitbewohnerin, ob es eine echte Michael Korrs Tasche sei - ja - "Und die stellst du auf den Boden" Fragezeichenausrufezeichenfragezeichen.

Eine andere erkundigt sich, wer Michael Korrs sei, allseits Erheiterung (die ich nicht verstehen kann. Ich weiß zwar, wer das ist und was es ist, aber ist es für das tägliche Leben nicht vollkommen uninteressant?).

Meine Mitbewohnerin erzählt eine Anekdote, die sie einen Gabbana Blazer auf der Arbeit trug und einer der Gäste sie fragte, ob sie die Tochter des Geschäftsführers sei - darauf verkündete sie: "Qualität sieht man eben!" Und nun kommt der Ausspruch, der den bislang netten Abend zu Nichte machte: einer der noch-Auszubildenden sprach fröhlich: "Billige Menschen sehen nun mal immer billig aus."

Faustschlag in den Magen. Ich habe Markenkleidung - sicher, denn in meinem Job wird das von mir erwartet, ein teures Kostüm zu tragen - solange niemand weiß, dass ich es im Sales zur Hälfte des eigentlichen Preises erstanden habe ;) . Doch niemals sollte ein Mensch danach beurteilt werden, was für eine Kleidung er trägt. Selbst wenn es nach Gottfired Keller geht und Kleider Leute machen - dies funktioniert nur, wenn man eine Literarische Figur ist. Ich bin schokiert und mache mir sogleich eine Notiz in mein Handy - eine andere Azubine schaut mich interessiert an und ich murmle: "Den Spruch muss ich mir kurz notieren..."

"Was für ein Spruch?" tönt es von der Dame, die den Spruch hat verlauten lassen. Ich wiederhole ihn und sage ihr, dass ich es nicht für richtig halte, einen Menschen nach seiner Kleidung zu beurteilen. Sie sagt, sie hätte das anders gemeint, nämlich dass jemand, der charakterlich nichts tauge auch in teurer Kleidung billig aussähe. Ich kann mir nicht helfen - aber das klang eben anders. Nun gut. Vermutlich bin ich nur auf Krawall gebürstet.

Einen Tag zuvor war ich bei Liebeskind (noch so eine sackteure Marke) und betrachtete eine Handtasche, die reduziert bei sage und schreibe (nun sollten die schwachen Gemüter sich die Augen zuhalten lassen...) 349,- Euro kostet. Schön und gut - sie ist aus echtem Leder und vermutlich hält sie auch dementsprechend lange. Vermutlich würde ich sie in  40 Jahren, wenn sie verblichen und zerfleddert ist, noch immer nicht hergeben wollen, da sie ja einmal so teuer war. Doch die Tatsache ist doch folgende, seien wir mal ehrlich: sie dient dazu, Dinge hineinzutun. Lippenstifte, Tampons, Geldbeutel, Handy. Und ja, wir sind Frauen und möchten diese Dinge nicht unbedingt in einem Jutesack auf dem Rücken tragen (Hipster ausgenommen) und die Tasche soll möglichst hübsch sein - alles schön und gut. Aber tut es das nicht auch für, sagen wir mal, 50,- Euro? Ich denke da an eine beliebige Familie, die mit 300,- Euro eines ihrer 8 Kinder am Leben halten könnte.

Ja ich weiß - wir haben diese Sorgen hier nicht. Wir haben hier andere Sorgen. Wie z.B. "hole ich mir einen Porsche oder tut es ein 7er BMW?" Große Fragen.

Ich frage mich, wenn es hier hart auf hart kommt und wir nicht mehr in dieser priviligierten Gesellschaft leben, in der kaum einer Tomaten anzubauen weiß - würde jemand eine Gurke gegen diese 349,- Euro Handtasche tauschen? Oder gegen einen Porsche?

Tag 15 03:53 - 03:52 (02.07.-03.07.)

Heute habe ich eine Geschichte von einem Freund von euch. Er ist Turke, betrachtet sich aber nicht als Moslem. Er fastet nicht und betet nicht zu Allah. Er wohnt in Berlin, einer Stadt, in der es viele Menschen gibt, die auf der Strasse leben - manche mit Absicht, doch die meisten haben wirklich nichts. Neulich lief er durch seinen Kiez, da sah er einen Mann am Gehwegrand liegen. Es herrschten etwa 35 grad, doch der Mann trug einen Mantel. Er zitterte am ganzen Leib und bat die Vorbeigehenden um Wasser, doch wurde einfach nicht beachtet. Besagter Freund ging in den nächsten Laden und kaufte ihm etwas zu essen und zu trinken. Als er zurück kam, stand ein Landsmann von ihm über dem Bettler, packte ihm am Mantel und schleuderte ihn von sich weg. Bis der Freund bei ihm war wollte der Unbekannte bereits auf den Mann einschlagen.

Mein Freund ging auf ihn zu und drohte ihm: "lass den Mann los, oder du bekommst es mit mir zu tun", woraufhin der Unbekannte höhnisch erwiderte: "ach das ist doch nur eun reudiger Zigeuner." Besagter Freund sieht rot und sagt:"das ist ein Mensch und das, was du da machst, hat er nicht verdient!" In einigen Läden um die drei herum fiel der Lärm auf und einige stürmten heraus, um zu helfen (und zu gaffen). Da ergriff der Unbekannte die Flucht, aus Angst um sein wohlergehen. Er wusste also, dass es falsch war, was er tat.

Mein Freund sagt zum Abschluss zu mir am Telefon: "ich versteh das einfach nicht. Wie kann man nur so sein? Und das auch noch zum Ramadan?"

Ich versteh es auch nicht. Ist ein einzelner Mensch so wenig wert?

A propos Ramadan... die Schmerzen beim Urinieren waren morgens weg, doch Nachmittags wurde es schlimmer und egal wie sehr ich suchte, es zu vermeiden: meine Nieren willen Ballast loswerden. Ich werde morgen wohl Wasser trinken müssen und für einen Tag unterbrechen.

Ich hole meine Mitbewohnerin von der Arbeit ab und wir essen einen McFlurry. Auf den habe ich mich bereits seit gestern gefreut :)

Tag 14 03:53 - 03:52 (01.07.-02.07.)

Mir ist eingefallen, wie ich die Zeit totschlagen kann. Mit Computerspielen! (Ja, ich KÖNNTE auch meinen Roman weiter schreiben - aber das "könnte" ist nicht umsonst in Großbuchstaben gesetzt...)

Jedenfalls bringe ich meine Mitbewohnerin zur Arbeit, spiele Computer, koche esse und hole sie Abends dann ab.

Also 2 h Spaziergang in der prallen Hitze. Mir geht's irgendiwe nicht so gut...

Und jedesmal, wenn ich uriniere, tut es höllisch weh - hatte ich schonmal. Harnwegsinfektion - und das letzte Mal lag es daran, dass ich zu wenig getrunken hatte. Ich werde das morgen beobachten - sollten die Schmerzen noch immer da sein, werde ich wohl oder übel Tagsüber doch etwas trinken müssen. Vermutlich reicht es aber auch, weniger zu pinkeln, als ich trinke. Also -1. Ja, das klingt gut. Ich gehe morgen -1 Mal pinkeln.

Und morgens um 4 Uhr denke ich dann: heute Abend esse ich einen McFlurry, wenn ich meine Mitbewohnerin von der Arbeit abhole. Momentan dreht sich wirklich alles nur ums Essen bei mir...

Tag 13 03:53 - 03:52 (30.06.-01.07.)

Es ist erstaunlich, mit wie wenig Schlaf ich auskomme. Bis meine Mitbewohnerin aufsteht, gammle ich in meinem Zimmer vor mich hin. Womit beschäftigt man sich denn so? Klar, ich könnte an meinem Roman weitersvhreiben, aber momentan fehlt mir dazu die Muse (richtig. Nicht die Muße).

IRgendwann Mittags gehen wir einkaufen, wir besprechen, was wir am Abend kochen wollen (sie will nämlich das Fasten mit mir brechen - zwei Tage in Folge wird mir dabei Gesellschaft geleistet, ist das nicht Großartig?) Als wir an der Kasse stehen, steht vor uns ein älterer Herr. Mit zittrigen, fahrigen Bewegungen, öffnet er seinen Geldbeutel und versucht mit gichtgeplagten Fingern die Münzen herauszufischen. Kurz bin ich genervt, dann denke ich, dass der Mann nichts dafür kann und zwei Minuten länger anstehen macht den Kohl auch nicht mehr fett. Hinter mir höre ich einen Mann um die 35 sagen "Na toll, sowas liebe ich ja." Der alte Mann vorne teilt der Kassiererin mit, dass in der Obstabteilung mehrere Brombeerpackungen geöffnet worden seien und Brombeeren daraus fehlen. Der Mann hinter mir raunt: "Ey, such dir Feinde, Mann!" Ich drehe mich um und sage in ruhigem Ton zu ihm: "Du wirst auch mal alt. Und ich hoffe, dass du dann nicht einsam sein wirst." Er ruft noch hinterher, er sei schon alt - ich ignoriere ihn. Solange er noch ein wenig darüber nachdenkt, ist alles in Ordnung.

Nachmittags legt sich meine Mitbewohnerin noch einmal hin, doch ich kann nicht schlafen. Ich kann nur ans Essen denken, wieviele Stunden noch bis Iftar und wann kann ich anfangen zu kochen.

Wir zaubern Dorade mit Rosmarinkartoffeln und einen Dip, dazu einen bunten Salat - mein Auge ist größer als mein Magen und wir machen von allem viel zu viel. Nach dem Essen foppt sie mich, indem sie sagt: "Meintest du nicht, es ist pro Kopf nur eine halbe Gurke, eine Tomate und ein paar Salatblätter?" Jaaaaa - ich bin ein wenig geknickt. Ich bin davon ausgegangen, wir schaffen das alles.

In letzter Zeit fällt es mir schwer, genug zu trinken. Ich bin zwar bis 2 oder 3 wach (und wache gegen  8 oder 9 wieder auf), aber meine Wasserflasche muss ich mir aufzwingen und letztendlich ist bis 7 Uhr bereits alles wieder im Abfluss verschwunden.

Tag 12 03:53 - 03:52 (29.06.-30.06.)

Aber heute gibt's was zu erzählen! Einiges sogar!

Als ich zu Hause bin, schlage ich die Zeit tot und fahre dann nach Singen, um meine beste Freundin abzuholen. Sie besucht noch ihre Großmutter im Altersheim. Wir gehen für die Dame noch ein paar Dinge einkaufen und bringen ihr die Sachen dann. So lerne ich die Dame auch kennen und sie sagt: "ach du bist also die Ana!" Hui. Sie kennt mich wohl schon. Ein wenig Smalltalk, dann verlassen wir das Gebäude und ich sage zu ihr: "sie weiß ja schon, wer ich bin?" und sie antwortet: "na klar, jedes zweite Wort ist Ana!"

Später soll ich zwei Verwandte eines Freundes vom Busbahnhof abholen und zum Bahnhof bringen - pünktlich zum Iftar bin ich mit meiner besten Freundin beim Döner Laden. Sie will mit mir das Fasten brechen. Aber Datteln haben sie keine. Um uns herum sind lauter Moslems, die alle die gleiche Idee hatten. Meine beste Freundin ist gebannt von der Atmosphäre und will nächstes Jahr mitmachen. Ich sage ihr, sie kann im Winter mitmachen, da ist es einfacher. Ob ich denn auch nochmal mitmachen würde? Ich denke schon.

Wir gehen zahlen und dort arbeitet ein junger Mann - oder sagen wir mal, er ist gerade der Pubertät entkommen - den ich frage, ob er denn auch Ramadan macht? Er sagt, dass er heute nicht fastet und dass es einfach zu anstrengend ist, wenn alle Essen wollen und er darf nicht. Aber ich soll es auch mal ausprobieren. Mache ich ja schon. Als er fragt, höre ich mich sagen: "ich will, dass alle Menschen sich lieb haben, egal welche Religion oder Ansichten" Hilfe! Habe ich das wirklich gesagt? Wie peinlich ist das denn? Meine beste Freundin hinter mir krümmt sich vor unterdrücktem Lachen.

Wir holen uns ein Eis und schlendern nach Hause, da begegnet uns eine Freundin von der Uni. Wir unterhalten uns über ihren Master und diversen anderen Kram, dann fragt sie mich auch, warum ich Ramadan mache. Ich sage: "weil Menschen uneinsichtig sind, Scheuklappen tragen und sich blenden lassen. Und ich will etwas dagegen tun." Na bitte, geht doch.

Meine beste Freundin frotzelt: "vorhin klang das aber netter."

Tja, das liegt wohl an der gütigen Ausstrahlung des jungen Mannes. ;)

Tag 11 03:53 - 03:52 (28.06.-29.06.)

Sonntag.

Und... NICHTS PASSIERT

So leid es mir tut. Es tut mir vermutlich mehr Leid als euch - ich habe noch nie so eine langeweile erlebt. Nächstes Mal gehe ich ins Museum.

Aber ich habe Black Box geschaut und mir überlegt, welche Opfer Ärzte bringen müssen, um einige Menschen zu heilen. Und wie schlimm es sein muss, einen. Patienten zu verlieren.

Umso größeren Respekt habe ich vor "Ärzte ohne Grenzen"

Ich will das auch machen. In einem Land zu helfen, in dem Menschen weniger Versorgung haben als wir. Und wir hier jammern - der Fernseher sollte 20 Zoll breiter sein. Der Audi protziger. Der schuhabsatz 2 cm höher. Die Handtasche von Chanel.

Wie unnötig all diese Dinge sind, wenn andere Menschen kein Dach über dem Kopf haben.

Tag 10 03:53 - 03:52 (27.06.-28.06.)

So. Eine Menge blabla über einen langweiligen Tag erspare ich euch jetzt.

Abends gehe ich mit einem guten Freund aus der Uni zu einem Stadtfest. Er wollte eigentlich Alkohol fließen lassen, bis ich ihm erklärt habe, dass das nicht geht. Und warum. Und als ich es ihm erkläre belächelt er mich und schüttelt den Kopf.

Im Prinzip gibt es zwei wichtige Ereignisse.

1. Es riecht überall nach Essen und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Alle paar Sekunden schaue ich auf die Uhr, doch die Zeit vergeht quälend langsam. Er macht sich ein wenig drüber lustig. Als es endlich so weit ist packe ich die Datteln aus und das Wasser, mitten in der Menschenmenge - nicht, dass es irgendwen interessieren würde. Danach esse ich ein Stück Pizza. Er fragt: "wirst du eigentlich zum Scheunendrescher, wenn du dann endlich essen darfst?" ich grinse und nicke, esse noch zwei Donuts und bin randvoll. Er schüttelt den Kopf und meint, das sei viel zu wenig, woraufhin ich erwidere, dass ich zu nicht-ramadan Zeit viel weniger esse.

2. Als das Fest vorbei ist sitzen wir noch auf einer Bank und beobachten die Menschen, die an uns vorbei laufen. Plötzlich bleibt ein Herr stehen und lehnt sich an eine Laterne. Ob er zu viel getrunken hat? "Was hat er denn?" fragt mein Ex-Komilitone. Gebannt starren wir ihn an, da läuft ein anderer Mann an ihm vorbei und sagt auf unserer Höhe: "kümmert euch mal um den!" Mein Freund  sagt schon: "ja wir wollen..." da läuft der Laternen Mann hinkend an uns vorbei. offenbar hat er eine Pause gemacht. Dann sage ich: "Moment mal - was soll denn das heißen, helft dem mal? Wieso macht er das nicht selber?" und mein Freund sagt: "wenn er jetzt auf dem Boden gelegen hätte, wäre er drüber gestiegen und hätte gesagt: helft dem mal." ich meine, was soll das? Wieso läuft er einfach daran vorbei? Was ist das nur für ein Mensch? Packt seine Freundin an der Hand und ruft uns zu "helft dem mal". Hat er es eilig, mit ihr in die Kiste zu springen? Wir regen uns noch eine Weile über ihn auf. Er war leider zu schnell verschwunden, als dass wir ihn noch hätten zur Raison bringen können. Beziehungsweise haben wir nicht schnell genug reagiert, weil wir damit beschäftigt waren, uns zu überlegen, wie wir ihm helfen können. Es ist eine furchtbare, ignorante Welt. War das immer schon so?

Ich sage: " weißt du, DIESE Menschen will ich eigentlich erreichen. Die, die Hirn haben, sind nicht so dumm und engstirnig." Er antwortet: "ich hab auch Hirn und mich erreichst du nicht. Nein warte mal... stimmt gar nicht. Du erreichst mich allein schon, weil ich einen Riesen Respekt davor habe."

Tag 9 03:53 - 03:52 (26.06.-27.06.)

Ich weiß nicht genau, was ich heute mit mir anstellen soll. Es ist 10 Uhr und ein langer Tag liegt vor mir. Ich erwähnte bereits, dass Langeweile tödlich für den Ramadan ist. Es ist Freitag und ich habe absolut nichts zu tun. Also suche ich nach einer Wohnung, denn irgendwo werde ich in der neuen Stadt schlafen müssen. Die Mieten sind allerdings genau so hoch wie in Konstanz, es sei denn ich ziehe nach außerhalb. Doch dann muss ich mehr Benzin aufwenden und letztendlich lohnt es sich nicht mehr. Nach langem hin und her finde ich endlich ein Zimmer zur Zwischenmiete. Wenn ich erstmal dort bin, ist es einfacher eine Wohnung zu finden.

Duschen 10 Minuten. Zähneputzen 2 Minuten. Anziehen 2 Minuten. Ich lungere ein wenig rum, doch die Wohnung ist so kalt. Bis ich auf dem Balkon feststelle, wie warm es draußen ist! Musik aufs Ohr und raus ins Warme!

Immer schön langsam, einen Schritt vor den anderen. Ich gehe in die Stadt, laufe ein wenig am See entlang und als ich zu schwach werde gehe ich zurück nach Hause. Der Kopf ist leer.

Als mein Mitbewohner nach Hause kommt, bin ich etwas überrascht, weil ich dachte, dass er wandern geht. "Morgen früh", sagt er. Ich frage ihn, ob er theoretisch damit einverstanden wäre, wenn jemand mein möbliertes Zimmer zur Zwischenmiete nehmen würde und er sagt, das sei ihm egal. Und dass wir sowieso darüber reden müssten, wie es mit der WG dann weitergehen soll, weil er auch ausziehen möchte. Ich sage ihm, dass er das mal unserer Mitbewohnerin mitteilen soll, schließlich könne sie das nicht riechen. Er behauptet, das sei ja wohl klar, da er es bereits im März angekündigt hatte, dass er dieses jahr noch ausziehen wolle. Er sieht nicht ein, dass es einen Unterschied macht, ob es konkret wird oder eine vage Vorstellung ist. Ich beharre darauf, dass er es ihr sagen muss, er beharrt darauf, dass sie es wüsste. Ich würde gerne eine rauchen. Das ist so anstrengend, mit ihm zu diskutieren. Dann will ich noch einmal über einen Putzplan sprechen, doch er weigert sich auch, die nächsten drei Wochen die Aufgabe zu übernehmen, dass er nur dann putzt, wenn er Lust hat (also nie) und er sich dafür nicht extra Zeit nehmen möchte. Dass er nicht verstehen kann, wieso ich zu Hause sitze statt raus zu gehen (was hat das denn damit zu tun?) Dass meine Mitbewohnerin und ich viel mehr Zeit hätten als er. Dass er nicht unseren Dreck wegräumen will, da er kaum zu Hause sei. (Moment mal... sollen wir um seinen Dreck herum wischen, oder wie?) Es wir mir zu blöd. Er will nicht. Ehrlich gesagt mache ich es lieber selbst, als dass ich noch weiter mit diesem Soziallegastheniker rede. Wenigstens geht er.

Heute gibt es aber dschismus! Nur bei mir sieht es nicht so gut aus. Etwas Brot, Käse - morgen hole ich Schokolade. Heute war es besonders schwierig, mich zu beherrschen. Auch die letzten Minuten bis zum Iftar waren schlimm, jede Minute sehe ich auf die Uhr und spüle ab, räume auf, um nicht vorzeitig das Fasten zu brechen.

Nachts um 2 kommt mein Mitbewohner nach Hause. Türen werden mal wieder auf und zu geknallt. Es nervt einfach, ungemein. Er hat sich bei meiner Mitbewohnerin beschwert, dass ich von ihm genervt sei. Er war auch der Überzeugung, dass ich das Problem sei und er mit ihr allein super wohnen könnte.

Aber ich weiß mehr als er. Er wird schon sehen.

Als ob es nicht reicht, dass ich auf der Arbeit die böse bin.

Es nervt einfach nur noch alles so dermaßen.

Um 3 stehe ich nochmal auf, um zu trinken. Dann holt mich der gnädige Schlaf in seine Arme.

Tag 7 03:52 - 03:51 (24.06.-25.06.)

Ich bin schon um 9 wach, wieso nur bin ich so früh wach? Mein Hals ist ein wenig besser, ich räume ein wenig das Zimmer auf, weil ein Freund nachher vorbei kommen will, um seine Uni Bewerbungen zu machen.

Kurz gehe ich an den Kühlschrank und sehe hinein. Wir haben alles im Überfluss. Wir haben so viel von allem, ich kann mich kaum erinnern, wie oft wir schon schimmlige Zucchini wegwerfen mussten. Der Kühlschrank voll, der Tiefkühler voll. Falls mal jemand Hunger hat und keine Lust zu kochen hat. Teures Essen, für die faulen Menschen - oder für die, die keine Zeit haben.

Er kommt äußerst spät. mir ist schon wieder so langweilig - was habe ich eigentlich den ganzen Vormittag gemacht? Wir füllen die Online-Bewerbungen der Unis aus und diskutieren, ob er die Anforderungen erfüllt. Meine Mitbewohnerin kommt nach Hause und geht mit einer gemeinsamen Freundin joggen, sie fragt, ob wir mit dem Fahrrad mitkommen wollen. Ich halte das ja für keine so gute Idee mit dem Fasten und den Halsschmerzen, aber er will mit, also füge ich mich. Es ist äußerst entspannend, durch den Wald zu fahren und den Kopf frei zu bekommen. Die Luft, die Vögel, die Mücken... die Fliegen. Ich drehe mich um, um ihm etwas zuzurufen, in dem Moment, als ich den Mund aufmache, macht es bssst... flupp - und die Fliege landet unabsichtlich in meinem Magen. Oh nein! Ich habe eine Fliege verschluckt! Davon abgesehen, dass es unglaublich widerlich ist - habe ich jetzt damit das Fasten unterbrochen? Wenn wir schon dabei sind - der Mensch verschluckt 2 Spinnen pro Jahr im Schlaf - was, wenn ich sie Nachts nach 3:51 Uhr verschlucke? Ich rufe ihm zu: "Ich habe eine Fliege verschluckt! Ist das jetzt haram?" Er lacht und sagt ja. Oh weia. Die Mädels kommen lachen und lachen sich scheckig. Ich finde das weniger witzig. Da sagt eine von beiden: "Jetzt hast du gegessen, jetzt kannst du das auch bleiben lassen für heute."

An einer Stelle dürfen wir mit dem Fahrrad nicht weiter. Die Damen joggen weiter und wir beiden fahren mit dem Fahrrad wieder zurück. Dazwischen ist ein ziemlich langer und steiler Berg - downhill zu fahren ist gigantisch... zurück eher nicht so. Oben angekommen wird mir schwindelig. Er sagt: "Pause?" Ich nicke. Er fragt: "Warum machst du Ramadan? Du kannst was trinken. Du musst nicht fasten. Das ist dumm." Wie soll ich ihm das erklären, was ich mache? Die Strecke über bin ich still, bis wir fast zu Hause sind. Dann sage ich ihm: "Ich wünsche mir eine Welt, in der niemand diskriminiert wird für seine Religion oder seine Anschauungen. Wo die Menschen einander verstehen, akzeptieren und respektieren. Ich will zeigen, dass man andere nur verstehen kann, wenn man Dinge selbst ausprobiert. Toleranz ist nicht etwas, das man einfach so hat, man muss es lernen. Und ich will gegen jeden einzelnen engstirnigen Menschen ankämpfen. Findest du das immer noch dumm?" Er lächelt. "Ja." Ich weiß, wenn er dürfte, würde er mich nun in den Arm nehmen (kein Körper Kontakt im ramadan).

Ich koche Linsensuppe (vorher waren wir noch schnell einkaufen) und er will, dass ich dschimus mache (so eine Art Rührei, würde ich mal sagen) aber ich weiß nicht, wie ich das alles essen soll. Dann mache ich noch Obstsalat. Naja gut, eigentlich andersrum (auch egal, jetzt). Jedenfalls sagt er, ich soll die Linsensuppe pürieren, weil das dann besser schmeckt. An sich ist das Quatsch - eine Birne schmeckt immer nach Birne, egal ob in Würfeln, in Scheiben oder am Stück. Aber gut. Wir kabbeln uns ein wenig und ich muss grinsen. "Warum bist du so stur?" Er meint: "DU bist stur." Da antworte ich keck: "Ich bin Ausländer, ich darf das." Er grinst wieder.

Die beiden Mädels sind essen gefahren. Was mache ich eigentlich mit der Torte? Ich gebe ihm Obstsalat mit (weil zu viel) und will ihm auch Torte mitgeben, aber er will nicht. Er meint, er sei kein kleines Kind.

Als er geht, habe ich noch 1,5 äußerst lange Stunden bis zum Iftar.

3 Datteln
2 Schüsseln Linsensuppe
3 Scheiben Brot (Ja ich weiß)
1 Stück Torte

Kein "Frühstück". Ich mache morgens den Wecker aus und schlafe einfach weiter, trinke aber noch ordentlich Wasser. Auf einen neuen Tag!

Tag 8 03:52 - 03:52 (25.06.-26.06.)

Seufz, ich bin schon wieder um 9 wach. Meine Mutter hat sich zum Besuch angekündigt. Als sie gegen 11 Uhr ankommt sieht sie mich an und sagt: "Das gefällt mir überhaupt nicht, wie du aussiehst. Du bist ganz blass und schlecht aus." (Na danke...) "Hör' auf mit diesem Ramadan! Außerdem hast du einen ganz üblen Atem davon." Na toll. Ich würd ja sagen, ich kau Kaugummi, aber das darf ich auch nicht. Ich spreche einfach niemanden mehr direkt an.

Ich schüttle den Kopf. "Es geht mir gut. Und außerdem habe ich mir das selbst ausgesucht. Ich habe ein höheres Ziel. Wenn es mir irgendwann schlecht gehen sollte, werde ich das abbrechen, keine Sorge." Aber es geht mir gut! Noch nie habe ich so wenig Schlaf gebraucht!

Meine beste Freundin schreibt mir, sie ist auf der Arbeit und braucht dringend Voltaren Salbe (ihr Fuß ist aus unerfindlichen Gründen geschwollen). Ich bringe meine Mutter zum Bahnhof und bringe meiner besten Freundin die Salbe. Wir unterhalten uns ein wenig über meinen bevorstehenden Umzug. Es läuft leider nicht alles, wie es sollte, aber "Ramadan karim" und es wird sich mit Sicherheit eine Lösung finden. Als ich ihr das mit dem schlechten Atem erzähle sagt sie beiläufig: "Wie gut, dass dir das deine Mutter gesagt hat." Na toll.

Ich warte, bis sie Feierabend hat und bringe sie dann zum Bahnhof, wo wir uns noch kurz bei einem Café niederlassen. Sie hat sich zu Essen und zu trinken geholt. Ich lasse meinen Blick über die anderen Gäste schweifen und entdecke ein Pärchen einige Tische weiter. Sie isst und trinkt und raucht - er tut nichts dergleichen. Liebevoll steht er auf und holt ihr Servietten, weil sie gekleckert hat. Ich denke bei mir: "So etwas würde ich nie machen. Einen Moslem als Freund haben und vor ihm essen und trinken. Das ist irgendwie... respektlos."

Meine beste Freundin hat das auch bemerkt und meint: "Ich habe auch vor dir gegessen und getrunken." Darauf entgegne ich: "Naja, wir sind auch kein Paar." Sie stimmt mir zu. Also im Prinzip - es ist doch auch gut möglich, dass er weder Durst noch Hunger hatte, aber wieso setzt man sich dann gemeinsam hin? Normalerweise bestellt man doch was aus Gemeinschaftsgefühl, und sei es ein Glas Wasser.

Ich bringe sie zum Zug und laufe dann (sehr, sehr --- SEHR langsam nach Hause). Es ist warm und der See riecht furchtbar. An diesen Geruch werde ich mich wohl nie gewöhnen - der See im Sommer. Er klingt nach Meer, wenn das Waaer gegen die Promenade plätschert, weil gerade Wind geht. Aber er riecht ganz abscheulich. Nach stehendem Gewässer eben - kein Vergleich zum Meer, das die Salzluft weit in das Land hinein trägt. Heimweh. Selten aber es geschieht doch, dass ich mich nach der Heimat sehene - oder zumindest nach dem Meer.

Als ich zu Hause angekommen bin ist es 18 Uhr. Ich schreibe einen Zettel und hänge ihn außen an die Wohnungstür: "Liebe Mitbewohner, bitte leise sein, hab mich hingelegt, mir geht's nicht so gut, vielen Dank!" Kurz bevor ich einschlafe, klingelt es an der Tür - es ist der beste Freund meines Mitbewohners. Ob er da sein. Nein ist er nicht. Er meint, dann wartet er. Umso besser, ich bin gerade nicht in der verfassung, einen Gast zu bewirten (dazu müsste ich nämlich wach bleiben, ihm etwas zu essen und zu trinken vorsetzen und mich mit ihm unterhalten - das schaff ich nicht). Ich schlafe durch bis 21 Uhr.

Mein Mitbewohner und seine "Freundin" sind in der Küche. Sie hat ein unglaublich lautes Organ. Er hat gerade seine (!) Teller usw gespült. Vertehe ich nicht. Ich spreche ihn darauf an, warum er nicht gleich alles spült, seine Aussage daraufhin ist: "Weil ich nur meinen Dreck wegmache". Versteh ich auch nicht. Ich sage: "Also wenn ich das nächste Mal putze, soll ich deinen Dreck liegenlassen? Seit Februar hast du einmal hier drin die Küche staubgesaugt. Findest du das fair?" Er meinte, es sei nicht dreckig. Daraufhin informiere ich ihn, dass meine Mitbewohnerin und ich drei Wochen nicht geputzt hatten, um zu sehen, wann er es denn für dreckig genug halten würde - er meinte, er fände es nicht so dreckig. Natürlich nicht, ich habe ja auch am Montag geputzt, weil ich es nicht ausgehalten habe. Nun will er einen Putzplan. Nun gut, darüber können wir uns gerne zu dritt noch unterhalten. Ich informiere ihn auch über meinen Auszug und meinen Plan, meine Möbel vorerst hier zu lassen und jemanden zur Zwischenmiete zu suchen. Natürlich schlägt er seinen besten Freund vor, allein bei der Vorstellung, dass er in meinem Bett schläft und meine Möbel benutzt, graust es mich. Ich will jemanden, der sauber ist. Leider hat die Freundin, der ich das vorgeschlagen habe, kein Interesse daran.

Ich seufze. Eine Diskussion ist mir gerade zu anstrengend, wir verschieben alles auf unbestimmte Zeit, wenn wir mal alle drei anwesend sind.

Er sagt: "Du darfst gleich essen!" Ich nicke. Es ist schön, so unterstützt zu werden. Ich mache wieder kein dschimus (es wäre einfach zu viel!)

Stattdessen esse ich den Obstsalat bestehend aus 1 Banane, 1/2 Birne, einigen Kirschen, 1/2 Apfel, 1/2 Kiwi, 1 Nektarine und Mangosaft (ich hatte keinen Zitronensaft da - aber es schmeckt so viel besser)

Und eine große tasse Mocca! War ein Fehler. Ich liege bis 4 Uhr Morgens wach, wodurch ich allerdings meine Flüssigkeitszufuhr besser regulieren kann.

Ich bekomme auch eine wahnsinnige Unterstützung von Facebook - mehrere Stunden schreibe ich mit einem Herrn aus Kairo (dort sind die Fastenzeiten wirklich utopisch). Er bewundert es, dass ich das durchziehe, denn er stehe es nur durch seine religiöse Motivation durch. Dann erkennt er selbst: "Aber du hast auch eine Motivation."

Das stimmt. Aber ich glaube auch, dass ich dieses Experiment nur deswegen machen kann, weil ich eben nicht gläubig oder religiös bin. Ich verrate keine Doktrin, keine Regeln oder Gesetze werden gebrochen, wenn ich das mache. Ich folge nur meinen eigenen Prinzipien und Ideologien, das macht es um einiges einfacher.

Bitte teilt diesen Blog und erzählt allen davon - je mehr Menschen dieser Blog und dieses Experiment erreicht, desto mehr Menschen denken vielleicht über ihre Ansichten nach. ich hoffe es.

Tag 6 03:52 - 03:51 (23.06.-24.06.)

Jup, morgens um 7 will die Torte wieder raus. Zu viel fett und zu viel zucker - offensichtlich. Ich lege mich wieder ins Gästebett und die Katzen meiner Eltern schlafen mit mir auf dem Bett (keine Chance, die beiden los zu werden). Eine Stunde später springt das Weibchen auf den Boden und ich sage: "hrm..." sie antwortet "murr". Alles klar.

Als ich aufwache habe ich üble Halsschmerzen, mal wird's besser, mal schlechter. Naja im Prinzip heißt es, dass Kranke nicht fasten MÜSSEN, nicht, dass sie es nicht dürfen.

Die Schmerzen nehmen zu und ich gehe zum Arzt. Vier Stunden später bin ich bis Ende der Woche krankgeschrieben.

Ich schaue eine Serie, gehe Lebensmittel einkaufen und fahre dann zurück nach Hause, als meine Mutter zur Arbeit muss. Da ich nun frei habe und meine Gedanken sortieren kann, ist es Zeit, ein paar Dinge klarzustellen:

Ich bin nich religiös, ich bin auch nicht gläubig, doch ich respektiere und akzeptiere alle, die religiös sind und an etwas glauben, das ihr Leben schöner macht. Doch Respekt und Akzeptanz funktionieren nur, wenn man die Dinge selbst einmal ausprobiert. Und am Islam hat mich der Ramadan schon immer am Meisten fasziniert und irritiert - wie kann es gesund sein, so lange Zeit nichts zu trinken? Der Trick: ehrlich gesagt trinke ich jetzt mehr, als vorher. Über Nacht nehme ich etwa 3Liter Flüssigkeit auf - sonst habe ich höchstens 5 Tassen Kaffee am Tag getrunken. Kein Wasser. Mit dem Hunger lässt es sich locker aushalten.

Aber was noch viel wichtiger ist: man beginnt, anders zu denken! Ich habe zu einem Moslem gesagt: "Ich denke manchmal, ich möchte jemand anderem sein Trinken stehlen und damit davon rennen" Und er sagt: "Ich denke anders. Ich habe nicht das Recht, etwas zu Essen oder zu trinken. Ich muss Fasten". Und das ist vermutlich noch DER Unterschied, den ich trotz Experiment nicht begreifen werde: ich faste freiwillig. Er muss. Vermutlich bin ich deswegen nicht religiös: das sind mir viel zu viele Regeln, an die man denken muss. Sollte ich beispielsweise meine Tage bekommen, muss ich das Fasten unterbrechen und die fehlende Woche hinten anhängen! Weil Freuen, die Bluten, unrein sind.

Ich sehe, nun da ich frei habe, auch viele Dinge anders. Während des Fastens ist man Abstinent - in jeglicher Hinsicht. Kein Kontakt zum anderen Geschlecht, keine Flüche, keine schlechten Gedanken. Wie oft ich in den letzten Tagen gedacht habe: "Idiot!" Und wieviel öfter ich es denke, wenn ich nicht faste.

Das Essen und Trinken zu unterlassen, ist noch das Einfachste von all den Dingen. Am Mittag sagte meine Mutter: "Wie machst du das? Du riechst doch jetzt das Hähnchen aus der Küche, oder nicht?" Ich nicke. "Und wie machst du das, dass du jetzt nichts isst?" Ich antworte: "Beherrschung."

Als ich zu Hause bin, kehre ich ersteinmal die Küche. Ich muss mich beschäftigen. Wasche Bettwäsche, sortiere Küchenschränke neu ein, spiele ein wenig mit dem handy - und dann kommt die Langeweile. Die Langeweile ist der üble Feind des Ramadan, wird mir nun bewusst. Ich will rauchen. Ich will essen. Und vor allen Dingen will ich einen Kaffee!

Ziellos tigere ich durch die Wohnung und beschliesse dann, mich ein wenig hinzulegen - doch kaum kommt der gnädige Schlaf, geht auch das getrampel meiner Nachbarn los. Meine Mitbewohnerin kommt nach Hause. ABLENKUNG! Egal, was sie macht, ich renne ihr hinterher und texte sie zu. Egal was. Hauptsache nicht denken. Sie ist sicher furchtbar genervt von mir. Unser Mitbewohner kommt nach Hause und macht sich etwas zu essen (ichwillauch) und geht später.

Wir schauen eine Serie an. Sie essen, sie haben Sex und die Serie ist öde und langweilig. Und unübersichtlich. Sie hat mehr Soap-Charakter als sonst einen Charakter. So viel unnötiges Drama! Alle zwei Minuten sehe ich auf die Uhr. Es muss doch jetzt so weit sein? (noch nicht) Aber jetzt! (noch nicht) Aber jetzt! Es ist zum verrückt werden.

Wie gut, dass unsere Küchenuhr vor geht. 3 Minuten länger hätte ich es nicht ausgehalten, denn vor uns stand je eine Portion:

gefüllter kalamares (mit einer Hand voll Reis)
Sushi (so 6 Stück oder so)
3 Datteln
und meine Suppe

Kurz denke ich darüber nach, einen Obstsalat für das Frühstück zu machen, doch ich lasse es bleiben.

Es gibt noch ein Stück Mohnkuchen, after Eight Torte und Schokomarmorkuchen. Die Torte schaff ich nicht zum Frühstück. Aber die beiden Kuchen schon. Ich nehme zwei Schmerztabletten und schlafe dann ein. Diesmal mit genug Wasser im Bauch.

Tag 5 03:52 - 03:51 (22.06.-23.06.)

Ausgeschlafen, Sonne scheint sogar ganz fast ein klein bisschen zwischen den grauen Wolken! Ich bin voll motiviert, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, aber ganz langsam und ruhig!

Nach dem Duschen geht's los. Es riecht nach frischem Regenfall, die Vögel sind lauter als sonst und ich stehe den alten Leuten auf dem Rad in nichts nach. Ich fahre ihnen gemächlich hinterher.

Selbst als aus einem Baum irgendein braunes matschigen etwas auf meinem rechten Oberschenkel landet und ich es mit einem Löwenzahnblatt wegwische, bin ich hochmotiviert.

Hin und wieder wird mir schwindlig und meine Konzentration lässt nach. Noch zwei Kollegen kommen auf mich zu und sprechen mich auf dieses Experiment an, ich gebe natürlich geduldig Auskünfte.

Die Fahrt nach Hause läuft viel besser, ich fühle mich frei und erleichtert. In meiner Tasche klingelt mein Wecker, dass ich jetzt anfangen muss zu kochen. Hm. Schwierig.

Ich komme zur Tür rein, meine Mitbewohnerin fragt: "darfst du schon essen?" wie süß, dass sie daran denkt! "In 15 Minuten" sage ich und bereite in windeseile vor:

2 Gurken
1 Suppe
3 Datteln
Etwas Feta
Eine Hand voll Oliven.

Zu trinken das übliche. Und ein Mocca! Oh wie hab ich das vermisst! Nachdem ich mit meiner Mitbewohnerin einige organisatorische Unterlagen fertig gestellt habe, fahre ich zu meinen Eltern. Es regnet in Strömen und die Baustellen leisten ihr übriges, dass ich erst um kurz vor Mitternacht dort ankomme. Schokolade!

Um 1 geh ich schlafen und um drei stehe ich auf, um After eight Torte zu essen. Ich lege mich wieder hin. Ich glaube, das war mal wieder keine so gute Idee...

Tag 4 03:52 - 03:51 (21.06.-22.06.)

Ich wache wieder auf: es ist 04:40 und ich habe wahnsinnig Durst! Aber es hilft ja nichts. Ich gehe auf die Toilette und versuche, weiterzuschlafen.

Um 08:30 klingelt der Wecker zur Arbeit, ich quäle mich aus dem Bett und habe einen leichten Anflug von Halsschmerzen. Nein, ich darf nicht krank werden, ich will dieses Experiment nicht abbrechen!

Duschen, zur Arbeit. Eine Arbeitskollegin, mit einem Moslem verheiratet, gibt mir den Tipp nur jede 15 Minuten ein Glas Wasser zu trinken, weil der Körper das sonst nicht behalten kann. Wir unterhalten uns noch ein wenig über den Ramadan.

Zuhause ist meine Mitbewohnerin ein wenig angesäuert über den letzten Blogeintrag, weil ich so genervt war. Sorry! Hab dich lieb :*

Und schon geht die Diskussion los. Mein Mitbewohner schläft noch (alkoholisiert vom Vortag) und ich denke: wahnsinn, dass man in dem Alter seine Grenzen noch nicht kennt... Dann reden wir über den Ramadan, warum ich das machen möchte usw. Ich rede über Toleranz und verstehen, darüber, dass es nicht so schlimm ist und komme nochmal auf das: "Du solltest mal was Essen, dann wärst du nicht so müde zurück" und erkläre ihr, warum mich das so genervt hat und warum ich wirklich so müde bin. Vielleicht wird das ja besser.

Eine Freundin und ein Bekannter nehmen auch an der Diskussion teil, sehen aber eher amüsiert als interessiert aus (und von einer weiß ich, dass sie das lesen und mich zur Rede stellen wird... grinst du? Ja, sehr gut...)

Ob ich mitkommen will in die Destille um den Tatort zu sehen - hm. Schwierig, wenn ich weder esse noch trinke noch rauche, schon gar keinen Alkohol und das ganze bis 21:30, dann packe ich meine Datteln aus und bestelle ein Glas Wasser - ich glaub die halten mich dann für bescheuert.

.... Iftar!
5 oder 6 Datteln, 190 gramm Pute (wie gestern, war übrig), 1 körniger Frischkäse, 1 Scheibe Brot, 1 Stück Mohnkuchen, 500 ml Tee, 1 liter Wasser und STOP

Meine Mitbewohnerin kommt zurück und wir schauen noch eine Folge userer (aktuellen) Serie. Ich schlafe fast auf dem Küchenstuhl ein, trinke noch was, gehe zu Bett. Ich weiß schon gar nicht mehr, worum es ging.

03:05 mein Wecker klingelt, ich bin topfit, musste nur einmal auf die Toilette, esse eine halbe Birne und ein großes Stück Mohnkuchen, ein glas Saft, eine Tasse Schwarztee und zurück ins Bett.

Ich grinse. Ich glaub langsam krieg ich den Dreh raus.

Tag 3 03:51 - 03:50 (20.06.-21.06.)

Und wie ich es bereue... kaum ist es 03:40 bekomme ich einen wahnsinnigen Durst.

Jede Stunde muss ich auf die Toilette und kann kaum schlafen. Ich bin furchtbar genervt und gereizt, da ich auch noch Frühschicht habe.

Auf dem Weg zur Arbeit sind alle Ampeln grün. Ich denke, dass ich mich bisher immer nur mit den Dingen aufgehalten habe, die nicht funktioniert haben. Doch alles, was glatt lief, habe ich ignoriert, denn so sollte es auch sein. Wie der Arbeitgeber, der rationalisiert und sich denkt: Läuft doch.

Bei mir läuft es fast immer. Es gibt einige Dinge, klar, die nicht gut laufen - aber das sind wenige Dinge. klar, es sind auch die wichtigen und großen Dinge in meinem Leben (Arbeit, Gesundheit) die nicht laufen, aber alles andere - und ich freue mich über die grünen Amüpeln. Darüber dass ich den Fahrradfahrer nicht umgefahren habe. Darüber, dass es regnet, weil ich dann mit dem Auto fahre und weniger Wasser verliere.

Arbeit wie gehabt - alle essen, ich bleibe sitzen und arbeite weiter. "Willst du keine Pause machen?" - "Nein, ich faste..:" - "Ah stimmt, hab ich auf Fabook gesehen."

mit einem Kollegen unterhalte ich mich über "Der Mann und das Meer" und "Schiffbruch mit Tiger". Inout, Feedback - läuft. Alles läuft. Nur die Arbeit nicht.

Ich mache eine halbe Stunde Feierabend, weil ich zu schnell gearbeitet habe und mich zu Tode langweile. Zu Hause versuche ich mich zu beschäftigen, aber mein Kopf macht nicht mit, ich bin einfach zu müde. Meine Mitbewohnerin will eine Serie mit mir schauen, aber ich bin zu groggy. Ich sage, dass ich mich hinlegen will bis etwa 21:00 Uhr. Sie schreibt mir später auf Whatsapp: "Würdest du mal was essen, wärst du nicht so müde!" Seufz. Diese Diskussion ist mir jetzt zu anstrengend.

Um 21 Uhr wache ich wieder auf und erkläre ihr, dass ich müde bin, weil ich jede Stunde auf die Toilette rennen musste. Ich esse genug oder zumindest ausreichend. Mein Magen rebelliert, wenn ich zu viel esse. Das Problem ist nur die Müdigkeit. "Ach so" meint sie. "Gehen wir eine rauchen?" Ich begleite sie, rauche nicht. Sie hält mir eine Zigarette hin und ich schüttele den Kopf. "Ich habe gestern eine geraucht. Eigentlich kann ich es gleich bleiben lassen".

Danach fange ich an zu kochen. Um zu beweisen, dass ich sehr wohl esse mein Speiseplan:
3 Datteln
1 Scheibe Brot
1 Tasse Nudelsuppe
190 Gramm Putenfleisch (mit einer Menge Knoblauch und Zwiebeln)
1 Stück Mohnkuchen (das hätte eigentlich nicht mehr reingepasst - also habe ich eine sehr sehr dünne Scheibe davon gegessen)

Das Beste ist immer die erste Dattel. Ernsthaft.

Ich bin ganz ruhig. Ich rege mich über nichts auf, ich bin nur traurig wegen der Arbeit und meiner Kollegen. Immer.

1 Glas Saft, 500 ml Tee, 1,5 L Wasser - das war's.

Ich versuche einzuschlafen aber in meinem Kopf dreht sich alles. Wenn es dir schadet, schneide es raus, denke ich. Von 22:00 bis 02:00 wälze ich mich hin und her und gehe 3 mal auf die Toilette. Wenigstens muss ich erst um 10 Uhr arbeiten.

Mein Wecker klingelt um 03:05 ich schaue drauf und denke: nur noch 5 Minuten...

(oh weh, das werde ich bereuen...)

Tag 2 03:52 - 03:50 (19.-20. Juni)

Dadurch, dass ich versucht habe so viel Wasser wie möglich zu trinken, muss ich praktisch jede Stunde auf die Toilette. Ich frage mich, wo der Sinn dahinter ist, viel zu trinken, wenn man sowieso alles wieder ausscheidet. Wäre es nicht einfacher, wäre der Organismus ein Perpetuum Mobile?

Ich bin furchtbar müde und gereizt, als ich mit dem Fahrrad zur Arbeit komme. Ich bin zwar langsam gefahren, doch ich schwitze trotzdem, dabei wollte ich die Flüssigkeit doch im Körper behalten. Die Aussage: "Wir haben sehr viele E-Mails, ich tu mein Bestes, aber ich hab's nicht geschafft!" leistet ihr übriges zu meiner Laune.

Durch die viele Arbeit will ich überhaupt nicht rauchen gehen. Hin und wieder verspüre ich kurz das Bedürfnis. Ich mache Pause am Platz und arbeite einfach weiter, während alle hoch in die Kantine gehen.

Als sie wieder herunterkommen füllt sich der Raum mit Kaffeeduft. Kaffe! Tag 2 ohne Kaffee! Vor einer Woche dachte ich noch, das sei mein Todesurteil.

Gegen 17 Uhr bekomme ich Kopfschmerzen vom Flüssigkeitsentzug. Ich hätte nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren sollen, fürchte ich. Die restlichen 3,5 Stunden quäle ich mich durch Telefonate, obwohl ich nicht genug Spucke haben, um mich selbst zu versorgen, geschweige denn mit Menschen zu sprechen.

Als ich endlich nach Hause fahre (unglaublich, wie viele verschiedene Gerüche man plötzlich wahrnimmt. Hier ein leichter Grill-Geruch, dort ein Rhododendron Busch, die warme, feuchte Erde, der modrige See), gehe ich neue Datteln kaufen - die anderen waren furchtbar trocken -die neuen sind weich und saftig. Zu Hause kippe ich fast um vor Anstrengung und um Punkt 21:33 (naja ich bin etwas zu spät, aber was soll's), esse ich drei Datteln und trinke Wasser, Wasser und nochmal Wasser. Anschliessend einen Tee, dann koche ich Hühnerfleisch mit Knoblauch und Zwiebeln und esse dazu einen körnigen Frischkäse. Ich rauche eine Zigarette und sie schmeckt mir nicht. Ramadan karim - wenn ich nicht jetzt aufhöre, wann dann?

Über den Tag betrachtet ist das nicht viel, doch mein Magen ist scheinbar so klein geworden, dass ich es kaum herunterbekomme.

Anschliessend ist kein Platz mehr für Wasser übrig. Ich stelle mir den Wecker auf 03:05 Uhr um zu trinken. Als die Flasche leer ist habe ich immer noch Durst, doch ich bin viel zu müde, um aufzustehen und mehr Wasser zu holen. ich bin mir sicher, dass ich es bereuen werde.

Tag 1 03:50 - 03:51 (18.-.19.06.)

Der Grund, warum ich am Ramadan teilnehme, hat nichts mit Religion zu tun, sondern darum, andere Religionen und Kulturen zu verstehen. Ja, das ist ein Unterschied: ich bin nicht religiös, ich bete nicht, ich bin Agnostiker. Aber ich will andere verstehen und der Sinn hinter Ramadan ist positiv:

Jeder soll wissen, wie sich die armen Menschen fühlen, die nichts haben.

Ich beginne den Abend zuvor damit, möglichst viel zu trinken und gebe nach 1,5 Litern auf. Zu wenig, ich weiß. Als ich morgens aufwache, geht es mir noch gut. Ich putze mir die Zähne und achte penibel darauf, nichts davon zu schlucken, dusche schnell und mache mich fertig.

Mir wird gleich Kaffee und Wasser angeboten, ich lehne ab. Einige Stunden später will man mir wieder Wasser andrehen, ich lehne erneut ab. Jemand verteilt gratis Plunder, ich lehne ab. Langsam wird es anstrengend. Ich verstehe nicht ganz, warum man während des Ramadans nicht Speisen und Getränke annehmen darf, die einem geschenkt werden - jemand der arm ist, würde es sicher nicht ablehnen?

Ich bleibe standhaft und bekomme langsam Kopfschmerzen. Überall sehe ich Wasser. Und der hunger hält sich in Grenzen, aber das verlangen nach Wasser ist unglaublich. Irgendwann im Laufe des Nachmittages wird mir schwindelig. Der Kollege bietet mir eine Zigarette an - ich bin zu schwach.

Es beginnt zu regnen und ich mache mich auf den Heimweg. Es regnet in Strömen und ich denke: wenn ich jetzt die Hand ausstrecke, dann kann ich sicher den Regen trinken. Ich tue es nicht. Immerhin ist es etwas, das die Natur uns schenkt, wenn es regnet? - Aber wo dieser Brauch herkommt regnet es für geöhnlich nicht viel. Ich betrachte in Gedanken versunken die dicken, schmackhaften Regentropfen und stelle mir vor, wie es wäre, nur meine Lippen damit zu benetzen. Es wird langsam unerträglich.

Jemand rempelt mich an und hat einen Döner in der Hand. Er entschuldigt sich, doch ich möchte ihm am liebsten sein Essen stehlen und davonlaufen. Besser wäre noch eine Flasche Wasser. Wenn der erste tag schon so übel ist, wie ist es dann erst nach einem Monat??

Ich fahre nach Hause, es ist 21:45 und mein erster Griff: Wasser. Ohne zu überlegen trinke ich eine 1,5 Liter Flasche leer, nehme noch zwei Gläser Leitungswasser und mache mich dann über eine handvoll Datteln her, wie es üblich ist, um das Fasten Abends zu brechen. Nach zwei Scheiben Brot ist mir schon schlecht. Ich trinke noch einen Tee und gehe dann zu Bett.

Um 03:03 klingelt mein Wecker. Ich bin furchtbar müde und trinke gleich einige Schluck Wasser, esse ein paar Apfelschnitze und versuche, noch mehr Wasser in mich hinein zu bekommen. Ich schaffe es nicht und schlafe wieder ein. Es ist nun 03:51.