Freitag, 17. Juli 2015

Tag 2 03:52 - 03:50 (19.-20. Juni)

Dadurch, dass ich versucht habe so viel Wasser wie möglich zu trinken, muss ich praktisch jede Stunde auf die Toilette. Ich frage mich, wo der Sinn dahinter ist, viel zu trinken, wenn man sowieso alles wieder ausscheidet. Wäre es nicht einfacher, wäre der Organismus ein Perpetuum Mobile?

Ich bin furchtbar müde und gereizt, als ich mit dem Fahrrad zur Arbeit komme. Ich bin zwar langsam gefahren, doch ich schwitze trotzdem, dabei wollte ich die Flüssigkeit doch im Körper behalten. Die Aussage: "Wir haben sehr viele E-Mails, ich tu mein Bestes, aber ich hab's nicht geschafft!" leistet ihr übriges zu meiner Laune.

Durch die viele Arbeit will ich überhaupt nicht rauchen gehen. Hin und wieder verspüre ich kurz das Bedürfnis. Ich mache Pause am Platz und arbeite einfach weiter, während alle hoch in die Kantine gehen.

Als sie wieder herunterkommen füllt sich der Raum mit Kaffeeduft. Kaffe! Tag 2 ohne Kaffee! Vor einer Woche dachte ich noch, das sei mein Todesurteil.

Gegen 17 Uhr bekomme ich Kopfschmerzen vom Flüssigkeitsentzug. Ich hätte nicht mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren sollen, fürchte ich. Die restlichen 3,5 Stunden quäle ich mich durch Telefonate, obwohl ich nicht genug Spucke haben, um mich selbst zu versorgen, geschweige denn mit Menschen zu sprechen.

Als ich endlich nach Hause fahre (unglaublich, wie viele verschiedene Gerüche man plötzlich wahrnimmt. Hier ein leichter Grill-Geruch, dort ein Rhododendron Busch, die warme, feuchte Erde, der modrige See), gehe ich neue Datteln kaufen - die anderen waren furchtbar trocken -die neuen sind weich und saftig. Zu Hause kippe ich fast um vor Anstrengung und um Punkt 21:33 (naja ich bin etwas zu spät, aber was soll's), esse ich drei Datteln und trinke Wasser, Wasser und nochmal Wasser. Anschliessend einen Tee, dann koche ich Hühnerfleisch mit Knoblauch und Zwiebeln und esse dazu einen körnigen Frischkäse. Ich rauche eine Zigarette und sie schmeckt mir nicht. Ramadan karim - wenn ich nicht jetzt aufhöre, wann dann?

Über den Tag betrachtet ist das nicht viel, doch mein Magen ist scheinbar so klein geworden, dass ich es kaum herunterbekomme.

Anschliessend ist kein Platz mehr für Wasser übrig. Ich stelle mir den Wecker auf 03:05 Uhr um zu trinken. Als die Flasche leer ist habe ich immer noch Durst, doch ich bin viel zu müde, um aufzustehen und mehr Wasser zu holen. ich bin mir sicher, dass ich es bereuen werde.

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